Kletterschuhe

Passende Kletterschuhe zu finden, kann unter Umständen nervenaufreibend sein.
Die Schuhe sollen möglichst eng sein, um einen bestmöglichen Stand (auch auf kleinen Tritten) zu gewährleisten. Auf der anderen Seite soll aber kein Zeh abgedrückt werden – und Druckstellen sollte es im besten Fall auch nicht geben! Sauberes Treten wird nämlich auch dann ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man bei Belastung des Fußes laut aufheulen muss…

Du suchst also einen Schuh, der den Fuß fest umschließt… und das ohne zu drücken!

Gleich vorweg: Wir verwehren uns der Aussage, dass ein Kletterschuh schmerzen muss. Neben den gesundheitlichen Risiken, wie Nagelbettentzündungen oder Fußdeformationen, leidet durch unbequeme Schuhe vor allem die Freude am Klettern!

Bevor wir einige Tipps geben, die den Schuhkauf erleichtern und dir helfen die passenden Schuhe für die Horizontale zu finden. Solltest du dich mit folgenden Fragen beschäftigen:

Leder oder Kunststoff?

Genau wie bei Wanderschuhen handelt es sich hierbei um eine Grundsatzfrage. Beide Materialen haben ganz unterschiedliche Eigenschaften. Kunststoff ist an sich etwas fester und gibt deshalb weniger stark nach. Leder hingegen ist deutlich weicher und passt sich mit der Zeit der Fußform des Trägers an. Neben diesen generellen Eigenschaften unterscheiden sich beide Materialen auch in ihrer Reaktion auf Schweiß: Kunststoff müffelt etwas mehr als das Naturprodukt Leder.

Was nun besser ist, hängt davon ab was einem wichtig ist…fest steht aber, dass das Material nur ein wichtiger Aspekt ist, den es beim Kauf zu beachten gilt.

Schnürsenkel, Klett oder Slipper?

Kletterschuhe gibt es mit drei verschiedenen Verschlussarten.
Über Schnürsenkel kann der Schuh sehr individuell am Fuß angepasst werden. Dafür braucht das An- und Ausziehen etwas mehr Zeit. Das geht bei Klettverschlüssen eindeutig schneller – dafür aber weniger genauer.
Und dann gibt es dann noch die so genannten Slipper. Bei dieser eher unüblichen Form gibt es weder Schnürsenkel noch Klettverschluss. Der Schuh wird einfach übergezogen wie eine Socke. Das geht natürlich fix…dafür hat man beim Klettern am Überhang oder Dach relativ wenig Halt. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Slipper mit der Zeit etwas ausleiert und nach gibt.

Welche Fußform hast du?

Der Ausgangspunkt auf der Suche nach dem optimalen Schuh sind logischerweise deine Füße. Deine Schuhgröße kennst du bestimmt…aber weißt du auch, welche Zehen- und Fußform du hast?

Fußform

Was die Zehen angeht, unterscheidet man drei Typen: ägyptisch, römisch und griechisch. Viele Hersteller von Kletterschuhen geben auf ihren Webseiten an, für welche Zehenform sich der jeweilige Schuh am besten eignet. Teilweise sieht man dem Schuh auch schon von außen an, für welche Zehen er gemacht wurde. Genauso ist es bei der Fußform: Auch hier kannst du vielen Schuhen schon von außen ansehen, ob sie eher zu breiten oder schmalen Füßen passen. Ums anprobieren kommst du aber trotzdem nicht herum.

Wie viel Vorspannung und Downturn?

Zunächst soll es uns erst einmal um die Frage gehen: „Was ist das überhaupt?“ – das ist insbesondere deshalb wichtig, da beide Begriffe häufig verwechselt werden oder irrtümlicher Weise für ein und dieselbe Sache verwendet werden.
Also gut:
Der Downturn zeigt an, wie stark die Sohle eines Schuhs zwischen Ferse und Spitze gekrümmt ist. Desto stärker die Krümmung, desto mehr Downturn hat der Schuh.

downturn

An sich sorgt der Downturn dafür, dass du auf kleinen Tritten besser stehen kannst und dich bei Klettereien im Dach mit dem Fuß besser an die Wand heranziehen kannst.
Spätestens an dieser Stelle werden viele Kletterer aufhorchen – denn die Krümmung der Sohle wird fälschlicherweise häufig als Vorspannung bezeichnet. Die Vorspannung an sich hat jedoch nichts mit der Sohle zu tun! Sie bezieht sich auf den Winkel zwischen Sohle und Ferse. Bei Kletterschuhen wird dieser über ein Gummiband festgelegt, das in der Regel von außen sichtbar ist. Ist dieses Band sehr straff, spricht man von einer hohen Vorspannung. Der Schuh ist dadurch formstabiler und leiert nicht so schnell aus. Außerdem kannst du durch Vorspannung mehr Kraft im Vorderfuß aufbauen und der Schuh hat beim Hooken mehr Halt an der Ferse.
Vorspannung und Downturn sind häufig in denselben Schuhen zu finden, was sicher auch ein Grund ist, weshalb oft nur von Vorspannung gesprochen wird. Doch natürlich können auch beide Aspekte ganz unabhängig voneinander auftreten.

Trotz der positiven Aspekte bedeutet viel Downturn oder Vorspannung nicht automatisch, dass es sich um einen besseren Schuh handelt!

Downturn und Vorspannung laufen eigentlich entgegen unserer natürlichen Fußform. Deshalb fühlen sich unangenehmer und steifer an, als Schuhe mit gerader Sohle und einem weiten Fersen-Sohlen-Winkel. Gerade bei Einsteigern würden wir darum eher zu einem weniger aggressiven Schuh raten. Zumal der Schwierigkeitsgrad, in dem geklettert oder gebouldert wird, zum Großteil nichts mit den Schuhen zu tun hat, sondern mit der Person, die darin steckt!

Asymmetrische Form

Einige Schuhe unterscheiden sich durch eine besonders Asymetrische Form. Im Gegensatz zu den symetricheren Modellen welche in der Form eher normalen Schuhen ähneln, liegen diese enger am Fuß an und ermöglichen so ein besseres Antreten von kleinen Leisten. Da sie allerdings daruch etwas unbequemer sind eignen solche Schuhe sich eher für fortgeschrittene Kletterer. 

Was du bei der Anprobe beachten solltest

Einige Fehler, die bei der Anprobe häufig gemacht werden und die leicht umgangen werden können, haben wir hier zusammengetragen:

  • nur einen Schuh anprobieren

    Kein Mensch hat zwei identische Füße. Das heißt Größe, Fußform oder Zehstellung können variieren. Bei „normalen Schuhen“ fällt das nicht so ins Gewicht (trotzdem sollte man auch hier stets beide Füße testen). Kletterschuhe sollen, wie bereits erwähnt, möglichst eng am Fuß anliegen. Schon ein minimal größerer rechter oder linker Fuß macht sich schmerzhaft bemerkbar. Aus diesem Grund ist es ratsam Kletterschuhe (wie eigentlich jede Art von Schuh) immer im Doppelpack anzuprobieren. Das kann beim x-ten Paar anprobieren vielleicht nervig werden, verringert aber die Gefahr von bösen Überraschungen nach dem Kauf.

  • Testen auf flachen Boden

    Viele Leute probieren Kletterschuhe an, wie Wanderschuhe: sie schlüpfen rein und stellen sich gerade hin. In der Praxis, also beim Klettern, wirst du den Schuh jedoch so nie belasten: du wirst nicht damit umherlaufen, sondern dich an der Wand entlang hangeln. Die Belastung ist eine komplett andere. Viele Outdoorgeschäfte bieten extra für Kletterschuhe eine kleine Kletterwand mit unterschiedlich großen Tritten an, an denen du die Schuhe einem Praxistest unterziehen kannst. Sollte es diese Möglichkeit nicht geben, reicht auch eine Treppenstufe.

  • Kletterschuhe vormittags anprobieren

    Im Laufe eines Tages Schwellen unsere Füße an. Am Abend können die Füße bis zu einer halben Nummer größer sein. Das ist ganz normal, sollte aber beim Schuhkauf bedacht werden. Du solltest daher immer überlegen zu welcher Tageszeit du voraussichtlich am häufigsten Klettern gehen wirst und entsprechend dieser Zeit den Schuhkauf planen.

Viel Spaß beim Anprobieren!

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