Tourenname: E4 (Bulgarien)
Schwierigkeit: Mittelschwere Bergwege
Tourenlänge: 184 km (veränderte Tour)
Höhenmeter: 5400 m Anstieg und 5400 m Abstieg
Ausrichtung: Süd
Höchster Punkt: Musala (2926 m)
GPS: Route und Track als GPX
Ich stehe bis zur Hüfte im Schnee. Jeden Schritt aufs Neue breche ich in die meterhohe Schneedecke ein. “Wieso habe ich die verdammten Schneeschuhe nicht dabei?” Diese Frage stelle ich mir immer wieder, während ich mich mühsam aus dem nächsten Schneeloch ziehe. Mittlerweile bin ich klitschnass… Doch das ist nicht mein einziges Problem. Durch das warme Tauwetter ist die Lawinengefahr auf den kommenden, steiler werdenden Etappen enorm hoch. Der Weg ist nicht mehr begehbar. Verdammter Mist!

Ich befinde mich mitten im Rila Gebirge, genau auf der Hälfte meiner geplanten Strecke. Mein Plan den bulgarischen Teil des Fernwanderwegs E4 von Sofia aus über das Vitosha Gebirge und das Pirin Gebirge zu gehen, rückt in weite Ferne. Doch die Tour jetzt, auf halber Strecke, abzubrechen, würde verdammt wehtun… Aber was habe ich für Alternativen?
Ich könnte direkt hier mein Zelt aufschlagen und auf kälteres Wetter warten. Leider habe ich dafür nicht genügend Proviant… Hm. Na gut. Nächste Option: ich könnte den Gebirgszug an anderer Stelle queren und mir dann meinen Weg zurück auf den E4 suchen. Schon besser! Ich suche auf der Karte nach geeigneten Wegen. Doch es scheint aussichtslos! Natürlich gibt es Wege, die in Frage kommen würden. Sie zu erreichen würde aber viel Zeit kosten. Zeit, die ich nicht habe! Ich verfluche den Schnee und die Wärme. “Verdammte Lawinengefahr!”
Langsam beginne ich das Zelt aufzubauen. Die Dämmerung breitet sich aus. Mit plötzlicher Klarheit wird mir bewusst, dass mein Plan, den E4 zu laufen, gescheitert ist.
Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden hinter den Bergen. Ich atme tief ein. Die kalte Luft füllt meine Lungen. Mit jedem Atemzug kommen meine Gedanken mehr und mehr zur Ruhe. Natürlich bin ich enttäuscht, dass mein Plan nicht aufgeht. Doch es fühlt sich nicht an wie eine Niederlage. Wenn ich ehrlich bin, ging es mir im Kern nie darum, den E4 zu wandern. Es ging nie darum mir oder gar anderen zu beweisen, dass ich körperlich dazu in der Lage wäre.
Die Gründe meiner Reise sind andere: ich wollte draußen sein, weg vom Alltagstrott. Und ich wollte Erfahrungen sammeln, wie es ist, im Winter zu laufen und zu campen. All dies ist unabhängig vom E4. Alles, was ich suchte, habe ich schon gefunden. Hier und jetzt. Mit diesem Gefühl rolle ich mich im Schlafsack zusammen und schlafe ein.
Der nächste Morgen kommt mit Sonnenschein, Plusgraden und der endgültigen Gewissheit, dass ich den E4 nicht weiter gehen kann. Aber, was soll´s? Man sieht sich immer zweimal im Leben! Ich marschiere ein Stück der Strecke zurück und werfe dann erneut einen Blick auf die Karte. Wo soll es als nächstes hingehen? Mein Blick fällt auf den Musala, den höchsten Berg Bulgariens (2925 m). Er ist nicht weit weg und so verlasse ich den E4 und wandere weiter… Auf zu neuen Abenteuern!
„Es kann nichts schiefgehen. Das einzige, was passieren kann, ist, dass die Dinge einen anderen Verlauf nehmen als geplant.“
Stephan Sarek, deutscher Schriftsteller
Nachtrag: Die Besteigung des Musala wird zu meinem persönlichen Highlight der ganzen Tour!


Interessant was du so treibst !
Wie kommst du als immer an die Karten?
Da gibt es viele Möglichkeiten eine sehr schöne (zumindest für Europa und einem GPS) ist http://www.hiking.waymarkedtrails.org