Schneeschuhe

Anfang 2017 waren wir für zwei Wochen auf dem Kungsleden im Schwedischen Lappland unterwegs. Insgesamt legten wir dabei eine Strecke von 105 km zurück – auf Schneeschuhen. Und genau um die soll es im Folgenden gehen! Denn Schneeschuhe sind nicht gleich Schneeschuhe. Worauf du beim Kauf (oder Leihen) achten solltest, erfährst du hier.

the start of our journey on the Kungsleden trail
Der Start unserer Reise auf dem Kungsleden ©Jarno Hein
  • Welches Material?
    Schneeschuhe sind entweder aus Kunststoff oder aus Aluminium (d.h. ein Alurahmen mit einem Überzug aus reißfestem Material). Modelle aus Kunststoff sind in der Regel günstiger und robuster, dafür aber etwas schwerer. Schneeschuhe aus Kunststoff eigenen sich eher für festen, gepressten Schnee, während die leichteren Aluminiummodelle auch im Neuschnee für Auftrieb sorgen, da sich durch das flexible Obermaterial das Gewicht besser über die Gesamtfläche verteilen kann. Aufgrund ihres Preises und ihrer Langlebigkeit sind Kunststoffmodelle für Einsteiger meist die erste Wahl.

  • Wie groß sollen die Schneeschuhe sein?
    In diesem Punkt geht es nicht um die Schuhgröße (diese ist bei Schneeschuhen in aller Regel problemlos verstellbar), sondern um die Größe der Auflagefläche. Dies hängt wiederum eng mit der Schneebeschaffenheit zusammen. Prinzipiell gilt: je pulvriger der Schnee, desto größer sollten die Schneeschuhe sein. Doch größer bedeutet leider nicht automatisch besser: Schmalere Schneeschuhe ermöglichen einen natürlicheren und damit angenehmeren Laufstil. Neben der Beschaffenheit des Schnees solltest du auch Gedanken über das Gelände machen, in dem du (größtenteils) unterwegs sein möchtest. Planst du Touren mit viel Steigung, solltest du darauf achten, dass die Schneeschuhe Frontzacken und eine Querschiene besitzen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Gewicht, das auf den Schuhen stehen wird – Sprich: Dein Körpergewicht plus Kleidung und Gepäck. Schneeschuhe sind explizit für bestimmte Gewichtsbereiche ausgeschrieben, nach denen sich die Größe der Schneeschuhe ausrichtet und an denen du dich gut orientieren kannst.

  • Worauf sollte ich bei der Bindung achten?
    Die Bindung sorgt dafür, dass der Fuß fest umschlossen wird und der Schneeschuh nicht schlackert. Rist und Ferse sollten aus diesem Grund fest sitzen. Hierbei empfiehlt sich eine möglichst flexible Bindung, die einfach zu verstellen ist. So passt der Schneeschuh an jede Art von Schuh. Unterschiedliche Schneeschuh-Modelle haben mitunter verschiedene Verschlusssysteme. Unserer Erfahrung nach ist ein Schnellverschluss leichter zu handhaben als Ösen oder Schnallen. Bei langen Touren ist es des weiteren angenehmer, wenn die Bindung eine seitliche Kippbewegung zulässt. Da so die Knöchel weniger strapaziert werden.
don't get sidetracked
Nur nicht vom Weg abkommen ©Jarno Hein
  • Brauche ich Steighilfen?
    Unserer Meinung nach: Ja! Eine Steighilfe ist ein kleiner Bügel am Schneeschuh (unterhalb der Ferse), der nach belieben hochgeklappt werden kann. Am Hang oder Anstieg wird die Steighilfe hochgeklappt. Somit kannst du wesentlich früher Druck auf die Ferse ausüben. Das spart Kraft und ermöglicht ein schnelleres und angenehmeres Aufsteigen. Im flachen Gelände wird die Steighilfe runter geklappt und wirkt sich nicht weiter aus das Laufen aus.

  • Wieso gibt es spezielle Modelle für Frauen?
    Schneeschuhe für Frauen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Farbe, sondern auch im Design von anderen Schneeschuhen. In der Regel sind sie etwas schmaler geschnitten, da Frauen (auch aufgrund ihrer Anatomie) weniger breitbeinig laufen als Männer. Die geringere Fläche wirkt sich natürlich auch auf den Auftrieb aus, d.h. Schneeschuhe für Frauen sind für weniger Gewicht ausgelegt. Prinzipiell möchten wir aber darauf hinweisen, dass man sich als Frau nicht zwangsläufig einen Frauen-Schneeschuh kaufen muss! Ebenfalls können diese für leichtere Männer eine gute Wahl sein. Allein am Geschlecht sollte man die Entscheidung beim Schuhkauf auf jeden Fall nicht festmachten!

  • Muss ich spezielle Schuhe tragen?
    Nein. Durch die flexibel verstellbare Bindung kann der Schneeschuh an den jeweiligen Schuh angepasst werden. Nichtsdestotrotz sollte der Schuh für ein angenehmes Laufen im Schnee stabil, warm und wasserdicht sein. Damit kein Schnee durch den Schaft in den Schuh kommt, empfehlen wir des weiteren Gamaschen zu tragen.

  • Brauche ich spezielle Stöcke?
    Nein. Normale Wander- bzw. Trekkingstöcke erfüllen denselben Zweck. Allerdings solltest du größere Teller, sogenannte Schneeteller, anbringen. Sie erleichtern das Laufen enorm, da der Stock im Schnee schneller Halt findet und die Laufbewegung somit effektiver unterstützt wird. Als angenehm gelten auch Griffe aus Kork, weil sie nicht so kalt werden wie anderen Materialien.

  • Ein kleiner Tipp zum Schluss.
    In vielen Outdoorgeschäften und Touristeninformationen kann man sich (meist) sehr preisgünstig Schneeschuhe ausleihen – optimal, um sich auszuprobieren und ein erstes Gespür zu bekommen.

3 Comments Add yours

  1. Winterfjell says:

    Wie erklärt ihr das denn?
    “Hinzu kommt, dass Kunststoffschuhe weniger Auftrieb haben als jene aus Aluminium.”

    Der Auftrieb im Schnee hängt meines Erachtens nach nur von der Fläche des Schneeschuhs ab. Oder übersehe ich etwas?

    Und zwischen Alu und Plaste ist der Gewichtsunterschied wirklich nur minimal. Vergleicht man den MSR Evo Ascent 22 mit dem doppelt so teuren MSR Lightning Ascent 22 (also selbe Maße), handelt es sich nach Herstellerangaben um 30 Gramm mehr pro Paar bei Kunststoff.

    1. Christian says:

      Danke für deinen Kommentar.
      Du hast natürlich absolut Recht, dass bei gleicher Fläche der Schneeschuh der Auftrieb auf dem Schnee gleich ist (wenn man das Eigengewicht außen vor lässt). Die Herstellerangaben über den Auftrieb des Schuhs sind natürlich errechnet und gehen von einer gleichmäßigen Kraftverteilung über die gesamte Fläche aus. Außerdem bezieht sich diese Fläche nur auf die Dimensionen des Schneeschuhs und nicht auf die Kontaktfläche zwischen Schuh und Schnee. Unserer Erfahrung nach kommt der Auftriebsunterschied durch die Flexibilität des Überzugsmaterials bei lockerem Schnee zustande, da sich das flexible Außenmaterial besser an die Schneebeschaffenheit anpassen kann und sich das Gewicht dadurch besser über die Gesamtfläche verteilt.
      Danke für den Hinweis. Wir werden den Artikel zeitnah anpassen. :)

      1. Winterfjell says:

        Danke, Christian. Eine gewisse Flexibilität des Schneeschuhes macht ihn wirklich komfortabler. Einen Unterschied beim Auftrieb habe ich so nocht nicht festgestellt. Wichtiger finde ich, wie ihr auch schreibt, eine Steighilfe und guten Grip. Viele Grüße, Malte

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