Tourenname: Valdek-Schmilka
Schwierigkeit: Einfache Bergwege
Tourenlänge: 36 km
Höhenmeter: 610 m Anstieg und 900 m Abstieg
Ausrichtung: West
Höchster Punkt: 522 m
GPS: Route und Track als GPX
Endlich ist es wieder so weit – wir sind wieder auf Wandertour. Wir schnallen uns die Rücksäcke auf und überprüfen das GPS.
Wir befinden uns im tschechischen Valdek, ein verschlafenes Nest nahe Rumburk. Von hier soll unsere 5-tägige Trekkingtour durch die Böhmische und Sächsische Schweiz starten. Die Anreise nach Valdek mit dem Zug war ohne nennenswerte Ereignisse verlaufen – ein paar grölende Dynamo-Dresden-Fans ausgenommen.
Gut zu wissen: das Ticket bis nach Valdek kann man bereits in Deutschland kaufen… Also keine Angst vor tschechischen Fahrkartenautomaten.
Gut gelaunt marschieren wir los. Der Wanderweg ist schnell gefunden und die Landschaft schon nach wenigen Schritten verzaubernd. Da es schon Nachmittag ist, haben wir für heute eine eher kleine Etappe vorgesehen. Weit kommen wir sowieso nicht – nach nur zehn Minuten bricht die Frühlingssonne durch die Wolken und setzt unseren Märchenwald ganz neu in Szene. Jarnos Fotographen-Herz schlägt schneller! Wir machen ausgiebige Foto-Pausen. Es rentiert sich das ganze Equipment dabeizuhaben.
Der Weg führt uns aus dem kleinen Wäldchen heraus, entlang an kahlen Feldern und zahlreichen Bächen. Menschen sehen wir keine – nur einen Mann mit Pferdewagen, der Holz aus einem der Wälder holt. Sehr urig. Erst gegen Abend passieren wir ein kleines Dörfchen. In der Nähe finden wir eine Feuerstelle und Rastbänke. Wir beschließen unser Nachtlager hier aufzuschlagen. Christian schlägt das Zelt auf, Jarno spannt sich seine Hängematte. Sicherheitshalber spannen wir noch das Tarp darüber – eine gute Idee wie sich später noch zeigen soll…
Wir kochen uns Nudeln. Langsam wird es dunkel und ziemlich kalt. Leichter Bodenfrost breitet sich aus. Doch dann erscheint der Mond als orangene Scheibe am Himmel. Unzählige Sterne leisten ihm in dieser wolkenlosen Nacht Gesellschaft. Wir vergessen die Kälte in der Schönheit des Moments.
Okay, das ist nicht ganz wahr *Zähneklapper* – klingt aber so schön poetisch.
Nach einer weiteren Fotosession kriechen wir in die Schlafsäcke. Im Tal unter uns bellen die Hunde. Muss wohl am Vollmond liegen…
Am Morgen fängt es an zu nieseln… und hört den ganzen Tag nicht wieder auf. Die Stimmung ist trotzdem gut. Ich muss an die klugen Sprüche meiner Oma denken: „ Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung.“ Was für eine weise Frau! Wir schlüpfen in die Regenjacken und ziehen die Raincover über die Rucksäcke.
Nach einem schnellen Frühstück (Haferbrei mit Rosinen und Nüssen) brechen wir auf. Der Weg führt uns immer tiefer in die Wälder. Große Tannen strecken sich dem Himmel entgegen. Riesige Steine aus rauem Elbsandstein ragen aus dem Waldboden empor. Es riecht nach feuchten Tannennadeln und Moos.
Nach ein paar Stunden erreichen wir die Überreste des Raubschloss bei Zeidler. Auf tschechisch trägt die alte Festung den Namen „Brtnický hrádek“ – ein echter Zungenbrecher! Sie gehört zu einer ganzen Reihe von Felsenburgen, errichtet im 14. Jahrhundert von den Berken von Duba, einem bedeutenden Adelsgeschlecht in Böhmen. Vermutlich wurde die Festung bereits am Ende des 14. Jahrhunderts aufgrund des schwindenden Einfluss der Berken und dem wachsenden Machtanspruch der Wettiner aufgegeben. Heute ist daher von der mittelalterlichen Festung nicht mehr viel zu sehen. Wir machen es uns auf den Überresten gemütlich und machen eine Mittagspause. Von hier an geht es erstmal hinab in das Kirnitzschschtal. Hier fließt die Kirnitzsch (Überraschung) – ein beschaulicher Nebenfluss der Elbe. Vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert wurde der Fluss für die Holzflößerei genutzt und dafür mehrfach künstlich angestaut. An diese Zeit erinnern die „Obere-“ und „Niedere Schleuse“. Heute können Touristen auf der Flussstrecke zwischen den beiden Schleusen entlang schippern.
Wir entscheiden uns für den Wanderweg entlang des Flusses. Leichter Nebel breitet sich aus und füllt die enge Schlucht in geheimnisvolles Weiß. Immer weiter folgen wir dem Flussverlauf. (GROTTE??) Wir sind wieder auf deutschem Gebiet. Die Landschaft wird zunehmend flacher und weiter. Am dritten Tag hört es schließlich auch wieder auf zu regnen. Pünktlich zum OsterSONNtag lässt sich die Sonne blicken. Wir passieren die Rabensteine… Schade, dass wir kein Kletterzeug dabeihaben.
Noch vor Sonnenaufgang sind wir in der Ida-Grotte. Was für ein Ort um einen neuen Tag zu begrüßen! Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg. Der Blick ins Tal ist unbezahlbar! Ein Anblick, der das Herz öffnet! Gegen um acht bekommen wir Gesellschaft von zwei Park-Rangern. Sie zeigen uns das Nest der Turmfalken am Felsen gegenüber der Grotte. Wir frühstücken und machen uns schließlich wieder auf die Socken. Weit kommen wir jedoch nicht… Ich hänge durch… und wie! Ich fühle mich ganz mulmig. In meinem Magen rumort es. Kurzum es geht mir gar nicht gut! Wir beschließen abzubrechen (ein Wortspiel, das ich in diesem Moment gar nicht lustig finde…). Mit letzter Kraft schaffen wir es nach Schmilka, von wo aus wir den Zug Richtung Heimat nehmen. Noch am selben Abend erwischt es auch meine beiden Reisekumpanen. Bis heute sind wir uns nicht einig, ob es ein Virus war oder das Brot…
