Jeder Tag unseres Lebens besteht aus einer Aneinanderreihung von Ereignissen. Ganz individuell werten wir diese Momente oft unbewusst positiv oder negativ und geben diesen eine bestimmte Intensität. Dabei meiden die meisten Menschen negativ gewertete Situationen, um sich Enttäuschungen zu ersparen. Positiv gewertete Momente rücken in den Fokus, denn sie scheinen uns Glück und Zufriedenheit zu schenken.
Doch was sind Glück und Zufriedenheit? Im Grunde ist Glück immer eine Verbesserung der bisherigen Situation und Zufriedenheit wird empfunden, wenn wir einer Situation einen Sinn zuschreiben.
Der Psychologe Roy Baumeister von der University of Queensland in Australien hat herausgefunden, dass sowohl positive als auch negative Momente fast gleichermaßen zur Sinnbildung und damit zur Zufriedenheit beitragen.
Doch warum ist das so? Ein möglicher Grund dafür ist, dass Glück und Zufriedenheit durch die Bewältigung eines negativ gewerteten Ereignisses hervorgerufen werden. Denn sie stellen eine Verbesserung der bisherigen Situation dar. Wir können also buchstäblich unser Glück selbst in die Hand nehmen.
“Die aufregendsten Momente in unserem Leben [bewegen] sich oft auf einem schmalen Grat zwischen Schmerz und Vergnügen.”
“THE OTHER SIDE OF HAPPINESS” von Brock Bastian
Der Psychologe Brock Bastian sieht in dem Verlangen nach positiven Gefühlen die Ursache des Unglücklich-Seins. Das ist nachvollziehbar, denn eine Verbesserung der Situation wird mit der Zeit immer schwieriger. Wir brauchen die negativen Erlebnisse, um leichter Glück zu empfinden und auch einfachen Momenten eine positive Bedeutung zuzuweisen.
In der Erziehung zeigen wir den Kindern ständig Grenzen auf, die von ihnen meist negativ gewertet werden. Trotzdem schenkt es ihnen Sicherheit und Struktur in ihrem Leben. Nur so können Kinder ein Vertrauen in sich und ihre Umwelt entwickeln. Genauso ist es bei uns Erwachsenen.
Es scheint als stände die Suche nach Extremerfahrungen im Gegensatz zur Achtsamkeit, welche Glück und Zufriedenheit in der Ruhe und Meditation sucht. Wir glauben allerdings, dass diese beiden Dinge sich im Leben gut ergänzen können. Achtsamkeit schützt uns vor Überforderung und durch intensive Erfahrungen entwickeln wir uns weiter.
Extreme Erfahrung zeigen uns Grenzen, die uns einen Impuls zum Umdenken geben oder die uns inspirieren, eine kreative Lösung zu finden (Resillienz). Die Bewältigung führt zu einer höherer Tolleranz vergleichbarer Momente und damit auch zu einem erweiterten Horrizont.
Am Ende unseres Lebens werden wir uns an die Momente erinnern, denen wir die größte Bedeutung zuschreiben.
Weitere Informationen zu:
Roy Baumeisters Artikel
Unterschiede eines glücklichen und sinnhaften Lebens
Brock Bastians Buch
The Other Side of Happiness