Ein Abenteuer ist immer auch ein Wagnis. Wir wagen etwas Neues, etwas, dessen Ausgang wir schwer oder garnicht vorhersehen können: Wird uns das Rezept gelingen, dass wir noch nie zuvor ausprobiert haben? Wird mein Basketballteam die gegnerische Mannschaft schlagen können? Werde ich den Gipfel, den ich mir vorgenommen habe zu besteigen, tatsächlich schaffen?
Fragen wie diese gehen uns durch den Kopf, vermischen sich mit Unsicherheit und Adrenalin und plötzlich ist er da! Der Puls des Abenteuers – der Nervenkitzel! Wir sind hellwach, der Blutdruck steigt, das Herz schlägt heftig. Löst sich die Situation dann in Wohlgefallen, stellt sich ein unglaublich gutes Gefühl ein: Das Gefühl des Könnens und des Erfolges. Wir haben etwas geschafft, von dem wir anfangs nicht ganz sicher waren, ob es im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt! Dadurch, dass wir den Schritt aus der Komfortzone gewagt haben, haben wir den Teil unserer bewussten Handlungsfähigkeit erweitert. Unser Körper belohnt uns dafür, indem der das sogenannte Glückshormon Dopamin ausschüttet.
Das Erfolgserlebnis nach dem Klettern einer neuen Route wird wahrscheinlich berauschender sein, als nach dem gelungenen Gericht. Ganz so leicht ist es jedoch nicht!
Die Einschätzung einer Situation ist in hohem Maße individuell und von äußeren Faktoren abhängig.
Koche ich beispielsweise das erste Mal für die Schwiegereltern…dann erscheint einem das Klettern einer 9+ schnell als Kinderspiel.
Doch was passiert, wenn ich mit meiner Einschätzung falsch lag … Wenn ich die Situation nicht bewältigen kann? Die Konsequenzen einer solchen Fehleinschätzung können, je nach Situation, unerfreulich, peinlich, angsteinflössend oder – im schlimmsten Fall – tödlich sein.
Was für ein Dilemma! Einerseits müssen wir etwas wagen und uns fordern, um dazu zu lernen und um zu wachsen, während wir andererseits eine Überforderung vermeiden wollen oder müssen. Der korrekten Einschätzung der Situation und meiner Fähigkeit sie zu bewältigen, kommt folglich eine enorme Bedeutung zu!
Aber…wie soll das gehen, wenn ich erst wirklich weiß, was ich kann nachdem ich es getan habe…?
Um das richtige Maß zu finden, bietet es sich an, sich langsam heranzutasten – ganz nach den Prinzipien vom Leichten zum Schweren und vom Einfachen zum Komplexen. Nach und nach sind durch diese Herangehensweise auch Wagnisse machbar, bei denen wir zuvor gezweifelt hätten. Nachteilig ist bei dieser Variante allerdings, dass sie einiges an Vorlauf braucht. Jedoch haben wirnicht immer die Zeit, uns auf brenzlige Situationen vorzubereiten.
Ein anderer Weg, der vor Über- oder Unterschätzung schützt, ist die Nutzung zusätzlicher Absicherungen. Was beim Klettern wortwörtlich zu sehen ist, könnte beim Kochabend beispielsweise ein schnelles Notfall- Gericht sein oder eine Freundin mit Kocherfahrung, die mir auf die Finger schaut. Das Schöne bei diesen Absicherungen ist, dass sie im besten Fall nicht gebraucht werden und die Situation als voller Erfolg erlebt werden kann.
Der Schlüssel liegt also darin, die Situation so zu gestalten, dass ich sie und damit die Fähigkeiten, die von mir gefordert werden, besser einschätzen kann. Folglich geht es darum, Risiken zu minimieren oder sich auf ihr Eintreten vorzubereiten. Ganz umgehen wird man Risiken jedoch nie, auch wenn man die Situation meidet. Ein gewisses Maß an Risiken gehört dazu, ob am Fels oder im alltäglichen Leben. Und das ist auch gut so!
Denn ohne Wagnis kein Fortschritt!