Auf der Suche nach dem Kick oder dem Abenteuer scheint es, als ob man immer mehr Geld investieren müsste, um überhaupt etwas zu erleben.
Auf die Frage „Was machen wir am Wochenende?“ kommt immer öfter „Och, nichts Besonderes. Ich habe kein Geld!“. Sei es Kino, Schwimmbad, Ski fahren oder Disco…wer etwas erleben will, muss eine Dienstleistung in Anspruch nehmen.
Aber seien wir ehrlich: Das Problem liegt nicht allein in der Konsumgesellschaft, sondern an dem fehlenden Interesse und dem eingeschränkten Horizont der Menschen, die darin leben.
Prinzipiell gibt es zwei Arten etwas zu erleben: abhängig und unabhängig.
Hinter der ersten Kategorie, die auch schon in der Einleitung erwähnt wurde, steht der Wunsch unterhalten zu werden. Hierzu muss eine Dienstleistung in Anspruch genommen werden, die in der Regel bezahlt werden muss. Die Teilnahme an einem solchen „extern-kreierten“ Event ist weder besser noch schlechter als das unabhängige Erleben. Wer jedoch ausschließlich passiv erlebt, wird mit der Zeit verlernen unter jedem Stein ein Abenteuer zu sehen.
Beim unabhängigen Erleben, das durchaus aus den Erfahrungen einer geführten Aktivität erwachsen kann, wird das Event selbst kreiert.
Hierbei trifft der Wunsch etwas erleben zu wollen auf ein gewisses Interesse und ein Fünkchen Neugier, wodurch der meist selten gewordene Tatendrang entsteht.
Am Anfang einer jeden freiwilligen Handlung steht also das Interesse. Gut, dass wir alle bereits damit auf die Welt kommen: Neugierde und Interesse sind grundmenschliche Wesenszüge. So beginnen bereits Babys die Welt um sich herum genaustens zu beobachten und zu erkunden. Der enorme Explorationsdrang hält sich bis ins Kindesalter. Mit einer schier unendlichen Ausdauer wird gefragt und geforscht. Das ändert sich mit zunehmenden Alter…
Aber warum eigentlich?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Medien Gesprächsthemen schaffen und diese bewerten. Das macht es leicht, mit anderen ins Gespräch zu kommen, da alle auf den gleichen Input aufbauen. Themen, die von dem Gruppeninteresse abweichen, verlieren an Bedeutung. Dementsprechend gering ist das Interesse, sich in diesen Bereichen weiterzubilden.
Und genau dort liegt die Gefahr…
Hier ein Beispiel.
Nehmen wir an, jedes Mitglied einer Gruppe hat ganz unterschiedliche Interessen.
Um miteinander reden bzw. auf einen gemeinsamen Nenner kommen zu können, werden gemeinsame Themen zum Fokus dieser Gruppe. Andere Interessen stoßen auf Abneigung oder Desinteresse. In der Folge kann es dazu kommen, dass individuelle Interessen verkümmern, da der Fokus auf mediengeprägten Themen liegt.
Das Ganze klingt jetzt so, als wären die Medien die Bösen. Aber nein, das Problem ist eigentlich das fehlende Interesse am Anderen und dessen Interessen.
Wenn wir statt Abneigung und Desinteresse dem Gegenüber unsere Aufmerksamkeit schenken, besteht die Möglichkeit, dass dieser uns inspiriert und unsere Neugier weckt.
Auch wenn es am Anfang abwegig erscheint und das Thema etwas ist, was wir zunächst nicht nachvollziehen können. Der Wunsch die Gedankengänge des Gegenübers zu verstehen, kann ausreichen, um uns zu beflügeln und uns in eine neue Richtung zu entwickeln. Nur so kann sich eine Gruppe gegenseitig inspirieren und jedes Mitglied ganz individuelle Interessen entwickeln und diese verfolgen.
Ein weiteres Problem beim fehlenden Interesse sind unsere Vorurteile bzw. unsere ganz persönliche Wahrheit.
Aber von Anfang an: Wir alle kennen das Phänomen, dass unser Interesse abflacht, nachdem wir etwas gelernt haben. Nach der Aufregung beim ersten Mal das Auto der Eltern fahren zu dürfen, sind spätere Autofahrten für uns zunehmend nichts besonderes mehr.
Erzählt uns nun jemand, wie aufregend das Fahren ist, dann lächeln wir kurz und erinnern uns zurück. Wir glauben zu wissen, was er meint und wie er sich fühlt.
Aber ist das tatsächlich so?
Schwer zu sagen! Um das herauszufinden müssen wir uns erstmal in die andere Person hineinversetzen. Und das bedeutet, unsere eigene Wahrheit außen vor zu lassen. Nur so können wir etwas Neues sehen.
„Es ist nicht leicht ein Gefäß zu füllen, das bereits voll ist.“
Mo’at zu Jake in Avatar
Schnell werden wir feststellen, dass jeder Mensch kleine Details einer Sache unterschiedlich bewertet, als man selbst und so zu einer anderen Aussage kommt – die ebenfalls wahr und richtig ist!
Und mit dieser Erkenntnis haben wir unseren Horizont das erste Mal erweitert.
Wer einen anderen wertschätzt und ernsthaft versucht sich in ihn hineinzuversetzen, wird neue Erkenntnisse erlangen. Viele Neuerkenntnisse führen schließlich zu Wissen. Der Weg dorthin ist das Abenteuer, was wir eigentlich suchen. Sei es auf sozialer Ebene, bei der Suche nach sich Selbst, nach der Freiheit oder dem Kick: Es lohnt sich immer, seine eigene Wahrheit neu zu hinterfragen.
Jeder Input, so klein und unbedeutend er zunächst auch scheinen mag, erweitert unser Leben….denn auch unter kleinen Steinen lassen sich Schätze finden.