Komfortzone

Was für ein wohliges Wort! Es klingt nach weichen Kissen, Wärme und dem Geruch von Zimt – kurzum: paradiesisch!
Warum zur Hölle möchte mir also alle Welt weiß machen, dass ich genau diesen Ort verlassen soll?
Mit „aller Welt“ meine ich in diesem Fall Artikel der Motivationspsychologie, Selbsthilfebücher mit dem Schwerpunkt „Erfolg“ und Personal Fitness Trainer. Sie alle sagen sinngemäß Sachen wie „Komm raus aus deiner Komfortzone – draußen wartete das WAHRE Leben!“.

Doch was ist die Komfortzone eigentlich wirklich? Und lohnt es sich tatsächlich sie zu verlassen?

Unter dem Begriff der Komfortzone versteht man all jene Situationen, die uns vertraut sind. Es sind Situationen, die wir handhaben ohne wirklich darüber nachzudenken – quasi auf Autopilot. Wir wissen, wie wir uns zu verhalten haben und was als nächstes passieren wird. Alles ist wohlgeordnet und vorhersehbar. Alle Anforderungen, die an uns gestellt werden, lösen wir routiniert und problemlos. Alles schon tausendmal gemacht!
Kein Wunder also, dass wir uns innerhalb unserer Komfortzone sicher und geborgen fühlen … okay, vielleicht ist es ab und an etwas langweilig, aber alles in allem scheint die Komfortzone ein ziemlich flauschiges Plätzchen zu sein.
Einziger Haken:

In der Komfortzone ist kein Wachstum möglich.

Es ist ein grundlegendes Dilemma der Menschheit: Wir sind ständig auf der Suche nach mehr (sei es Erfolg, Glück, Sinn, Selbstverwirklichung …) und haben doch gleichzeitig unendliche Angst vor Veränderungen. Wir wollen die Sicherheit des Vertrauten und sind im selben Moment voller Neugierde auf Unbekanntes.
Unsere innere Sehnsucht nach persönlicher Weiterentwicklung kann in der Komfortzone nicht befriedigt werden. Wollen wir Neues (kennen)lernen und uns weiterentwickeln, müssen wir den Schritt hinaus in die Wachstumszone wagen.
In der Wachstumszone stehen wir plötzlich vor Aufgaben, für deren Lösung unser bisheriges Handlungsrepertoire nicht ausreicht. Natürlich greifen wir auf unser Wissen und unsere Fähigkeiten aus der Komfortzone zurück, aber dies wird allein nicht ausreichen: Um zu bestehen müssen wir in unserem Denken und Handeln neue Wege einschlagen – was immer auch die Gefahr des Scheiterns mit sich bringt. Ein unsicherer Zustand, den wir in der Regel als anstrengend und unangenehm wahrnehmen. Aber es lohnt sich! Wird eine neue Handlungsstrategie gefunden, die zum Ziel führt, wird diese verinnerlicht. Somit wird das bereits existierende Handlungsrepertoire erweitert und die Komfortzone vergrößert, da wir uns nun in der Lage fühlen in einem neuen Gebiet adäquat auf Anforderungen zu reagieren.

Es macht also durchaus Sinn, seine Komfortzone ab und an zu verlassen, um zu wachsen!

Problematisch wird die Sache erst dann, wenn wir uns zu weit von unserer Komfortzone entfernen. Denn die Komfortzone zu verlassen, heißt nicht zwangsläufig sich weiterzuentwickeln. Entfernen wir uns zu weit von allem, was wir kennen und können, geraten wir in die sogenannte Panikzone. Plötzlich stehen wir ohne Handwerkszeug vor gewaltigen Herausforderungen. Alles Bekannte und Vertraute ist zu weit entfernt, als dass wir daran anknüpfen könnten. Wir bekommen Angst und geraten schließlich in Panik! Es ist nur allzu verständlich, dass es in dieser Zone zu keinerlei Wachstum kommen kann.

Es geht also, wie bei allen Dingen im Leben, darum das richtige Maß zu finden!
Lass dich weder von den Bequemlichkeiten deiner Komfortzone, noch von der Angst vor der Panikzone daran hindern, die Person zu werden, die du gern sein möchtest!

* Dieser Artikel basiert auf dem Lernzonenmodell von Luckner & Nadler

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